Fortsetzungsroman: Christian Weigel – Rollo, Teil 3

Plötzlich klingelt es an der Tür. Der Vater ist etwas beunruhigt.
„Wer kann das nur um diese Uhrzeit sein? Es ist besser, wir sehen gemeinsam nach!“ Na, das ist mir einer. Er sieht nun wirklich nicht aus wie Bud Spencer zu seinen besten Zeiten (übrigens lebt Bud Spencer noch, er hat sich neulich ein Fussballspiel im Stadion angesehen, da habe ich ihn auf der Tribüne gesehen, im Fernsehen, versteht sich), aber für solch einen memmenhaften Satz hätte ich mir einen anderen Sprecher vorgestellt, ein Hemd wie, wie, na, fällt mir gerade keiner ein. Kommt aber noch. Sandra sprang auf und sagte:
„Bleibt sitzen, ich gehe schon!“ Und der Schwindler in der Runde dachte bei sich: „Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl…“ Sandy öffnete die Tür und machte eine böse Miene zum bösen Spiel:
„Was wollen Sie, wir kaufen nichts!“
Vor der neureichen Mannschaft samt Sascha stand kein geringerer als der Junge aus dem Flughafenkiosk, der mit dem Lieblingsschokoriegel und dem Orchideenhemd, in dem er vielleicht ja auch unter einer Brücke genächtigt hat. Purpurrot angelaufen vor Scham reibt er mit seiner rechten Patschhand an seiner femininen Brusttasche, in der linken Patschhand die Tasche, die dann wohl Sascha gehört.
„Es tut mir leid, daß ich erst heute komme. Mir ist ein dummes Malheur passiert. Mein Name ist Roland Fritz, ich bin der Nachhilfelehrer!!!“
Dies scheint prompt die ganze Familie Lauer zu überzeugen: so muss ein Nachhilfelehrer aussehen: dick und unansehnlich! Des Saschas Schwindel ist aufgeflogen und die Konsequenz in Person von Herrn Haider-Lauer geht dem falschen Fuffi an den Kragen. Der wahre Roland beäugt das Ganze und kommentiert treffend:
„Der Typ hat ja nun wirklich nicht mein Format!“ Sandy, die ja nun wirklich nur ein hüftlanges Samtsatengkleidchen anhat, fleht ihren schnaubenden Daddy an:
„Bitte, Papi, laß ihn doch erst mal zu Wort kommen.“ Wie von einem furchtbaren Migräne-Muräne-Anfall greift sich Mutter Haider an die Schläfe und sagt:
„Oh Gott Günther, und wir wollten ihm Sandy anvertrauen.“ Einer, dessen methodisches Konzept säen und ernten ist, einer, der eine 1,19 im Abi hat und der Pythagoras für kleine Schlangen hält. Der dumme Sascha, also, dumm guckt er jedenfalls aus der Wäsche, meint zu seiner Verteidigung, denn der Zeigefinger seines eben noch Gastvaters droht ihn fast aufzuspießen:
„Hey, was hätte ich denn tun sollen? Es war doch nicht böse gemeint!“ Nein, das nicht. Aber denkst du ernsthaft, Hildegard und Günther können dich von einem getarnten Triebtäter unterscheiden? Ich auf jeden Fall auch nicht!!!
Der Vater ist außer sich.
„Spuck es schon aus, du wolltest uns doch bestehlen?! Wer bist du eigentlich?“
Ich, der Autor dieser Geschichte, wüßte das übrigens auch gerne. Viel mehr als seinen Namen und sein grausliges Äußeres kenne ich auch nicht. Aus welchem Hause kommt er? Wer sind seine Eltern? Sind sie geschieden, leben sie getrennt? Wer läßt denn seinen Sohn so auf die Menschheit los? Das müssen in jedem Fall Eltern sein, die locker drauf sind, so wie ihr Sohn. Und welche, die irgendwie genug Geld haben. Und seine Gesichtszüge verraten auch ein klein wenig etwas über seine Herkunft. Nicht gerade im Suff gezeugt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Auf die wilde Frage des Hausvaters zurückzukommen. Sascha antwortet rasch:
„Ich heisse Sascha. Aber es war alles ganz anders – ehrlich!“ Sascha ist übrigens die russische Abkürzung für Alexander, für alle Dummerchen unter euch, und es werden einige sein. Günther glaubt dem Schwindler kein Wort:
„Ich zeige dich bei der Polizei an, das verspreche ich!“ Da merkt man mal wieder, dass der Günther zu allererst Angst hat um sein Eigen, erst vermutet er, dass Sascha ein Dieb ist, dann droht er mit der Polizei, seinem großen Bruder. Dass die eigene Tochter schon mit dem Dieb länger allein war, und das auch auf dem Zimmer, das scheint ihn gar nicht zu kümmern. Der arme Inlineskater versucht, sich und seine ach so prekäre Situation zu erklären, obwohl sie (seine Lage) ja am Arsch kratzen könnte. Einfach abhauen, vorher die Tasche vom Fettmops nehmen und gegen die bisherige eintauschen und ab zum Contest. Aber nein, er reisst seine Augen weit auf und muss ab jetzt seinen Ruf und die Welt retten, vor einem Mann, der lange Jahre auf ein Einfamilienhaus in einem Münchener Vorort hingearbeitet und gespart hat. Ist das nötig? Ist das wirklich nötig? Für die Geschichte schon.
„Mensch, dieser Roland ist doch an allem schuld. Er hat unsere Taschen vertauscht“ Die einzige Chance, mein Zeug wiederzubekommen, war, in seine Rolle zu schlüpfen.“ So Saschas Verteidigung. Und selbst Roland, also, der wahre Roland machte eine wohlgenährte, gute Miene zum bösen Spiel:
„Entschuldigung, Herr Lauer, aber das stimmt. Ich habe leider die falsche Tasche gegriffen. Deshalb bin ich ja auch erst heute gekommen.“ Und das Fräulein Tochter ergänzt:
„Na also, dann kann er also wirklich nichts dafür!“ Doch Sandys Vater wirft Sascha hochkant raus.
Sandy ruft noch: „Papi, du hast doch gehört, dass er unschuldig ist!“ Und der schon taub vor Wut gewordene Günther:
„Ich warne dich, wenn du dich noch einmal in der Nähe meiner Tochter blicken läßt, dann gnade dir Gott!“ Sascha ganz genervt von dem Generationenkonflikt:
„Mann, hören Sie endlich auf, ich verschwinde ja schon!“
Hm. Was glauben Sie, verehrter Leser, und noch mehr verehrte Leserin, wird die Schwuchtel wohl den Schwanz einziehen? Der ist doch spitz wie Lumpi. Also, diesen Eindruck habe ich bis hierhin gewonnen, auch wenn es eklig erscheinen mag, aber so wird die Geschichte wohl weitergehen. Es läuft auf einen Zweikampf Eltern, insbesondere Vater gegen junges, unschuldiges Paar heraus. Günther, der auf dem Granittreppenabsatz vor der geöffneten Haustür steht, wirft Sascha seine Tasche hinaus. Dabei kann man Günthers weisse Hausschläppchen sehen. Wie Badelatschen aus Stoff, aus weissem. Und dann noch ein Schlitz im Bademantel, der sein Bein über’s Knie hochverfolgen läßt. Igitt, ist das widerlich. Aber deutsche Männer sind sowieso die meiste Zeit widerlich. Er ruft:
„Hier, das ist jetzt die richtige Tasche. Hau endlich ab!“
„Vorsicht, da ist mein Equipment drin!“ spricht der arme Alexander, abgekürzt Sascha und wirft Sandy einen traurigen Blick zu.
„Es tut mir leid, Sandy. Bitte, sei mir nicht böse!“ Wehmütig schaut Sandy Sascha hinterher.
„Er tut mir so leid! Wo er jetzt wohl hingeht?!?“ fragt sich Julia. Ja, frag dich nur, du dummes, naives Ding. Hat er denn keine coole Clique in München, eine Posse, die ihn irgendwie irgendwo unterbringt, eine coole WG, wo ständig Musik läuft, man Red Bull trinkt? Muss er unter der Brücke schlafen? Oder macht er es wie Julie Delphi und Ethan Hawke in ‚Before Sunrise‘ und schläft ganz smuf einfach in einem öffentlichen Park? Na, das wäre mal was. Aber ich fürchte, dazu ist unser Knecht Ruprecht nicht in der Lage. Stehengeblieben waren wir allerdings auf dem Treppenabsatz irgendwo in München-Perlach oder München-Pasing.
Der Vater meint zu seinem Spross: „Komm rein, Kind, das ist wirklich kein Umgang für dich!“ Kleine Betriebsanleitung: Ich habe das auch so gemacht bei meinem ersten Besuch bei meiner Freundin, aber ich habe meinen echten Namen gesagt, und es hat funktioniert. Ehrlichkeit macht sich eben bezahlt.
Sandy läuft nun auf ihr Zimmer, sie hat eine Idee, und offensichtlich auch nichts besseres zu tun. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch, zückt einen Stift und denkt so in ihrem Mädchenhirn:
„Ich muss ihm einfach helfen, dieser richtige Roland geht mir jetzt schon auf den Keks!“ Sie schreibt einen Zettel voll, voll mit einer nach links fallenden Mädchenschrift, wo die Punkte Kreise sind, und die Ausrufezeichen Kaugummis, und ein ‚u‘ aussieht wie ein ’n‘ oder auch ein ‚m‘. Oder auch ein ‚w‘. Diesen Zettel heftet sie an den Teddy, der sonst auf der Fensterbank sitzt und –wie sie- schon lange auf den blöden Prinz –wohl auch einer mit langem wallenden Haare- unter ihrem Fenster in München-Pasing vorbeireitet. Sie in ihrem Satenghemd, das sie immernoch trägt, drückt den Teddy fest an ihre bebende Brust und lugt herab us ihrem Fenschder und sieht, dass ihr Inline-Held noch da ist.
„Gott sei Dank er ist noch da unten. Hoffentlich geht er auf meinen Vorschlag ein.“ denkt sie bei sich. Sascha sitzt nichtsahnend vor dem Haus, ratlos, was er als nächstes verwechseln soll. Vielleicht seine Haare mit denen von der Oma da drüben? Aber das funktioniert nicht ohne Schmerzen, und grau möchte er so schnell nicht werden.
Er denkt: „Verdammt, was mache ich denn jetzt? Und wo soll ich nur pennen?“ Wir von Hipp fragen uns: Was hattest du dir denn vorher gedacht, oder war der Coup mit dem Flughafenshop schon auf lange Hand geplant? Unglaubliches Organisationstalent, was Sascha da bewiesen hat, einen nichtsahnenden Fettmops so zu instrumentalisieren! Da, während unser Felix von Beinbach-Anstetten noch denkt, wirft Sandy den Teddy aus dem Fenster, und sie ruft vorher:
„Psst, aufpassen!“ Und jetzt kommt etwas Erstaunliches. Eine Frau kann einigermassen zielen! Von wem hat sie das? Ich glaube, Schwabing hat einen Handballverein, bzw. hatte, jetzt sind die bestimmt abgestiegen. Erstaunt schaut Sascha hoch, als der Teddy angeflogen kommt.
„Ups! Alles Gute kommt von oben!“ Diesen Satz sagt er Sekundenbruchteile bevor er vom Teddy tödlich in den Unterleib getroffen wird, aber weiterlebt. Es war auch Schleichwerbung, denn er sagte: „Ups!“ Und das steht ja für United Parcel Service. Aber die behandeln ihre Mitarbeiter noch unfreundlicher als McDonalds seine oder IKEA, obwohl die sich duzen müssen. Ja, Duzpflicht bei IKEA. Also übelege sich gut, wer da hin will. Ich nicht. Kaum hat unser Sascha den Teddy aufgefangen, ist das Fenster schon wieder geschlossen. Weil sich Julia eine Erkältung holt? Weil ihr schlecht wird vom Fischgestank? Wer weiss es?
„Mensch Sandy“, sinniert Sascha, „was soll ich denn mit einem Teddy?“ Doch kurz bevor er das Tier achtlos wegschmeisst, entdeckt er den Zettel. Er soll zu er nächsten U-Bahn-Station gehen. Ich zitiere nochmal wörtlich:
„Lieber Sascha, geh direkt zur nächsten U-Bahn-Station direkt an der Straßenecke und warte dort! Deine Sandy.“

Nachdenklich wartet Sascha an der U-Bahn-Station. Im Hintergrund eine Oma im grauweisskarierten Catsuit und schwarzer Lederumhängetasche. Ein Fahrrad bis ans Lebensende angekettet an das Geländer, was eilig heranstürmende Passagiere daran hindert, direkt in den Schacht vor die Bahn zu fallen, sondern einen so durch das Geländer erzwungenen Bogen zu machen, der sie dann auf die Rolltreppen führt, die tief tief hinab in das wie ein Magen Darm Tee System U Bahn bla bla führt. Okay, also würde man nicht vor die Bahn fallen, höchstens auf die Rolltreppe.
Sascha denkt:„Jetzt bin ich wirklich mal gespannt, was Sandy von mir will.“ Ich schlage vor, ungezügelten Sex, sie wird dich wie das Fahrrad ans Geländer binden! Was hältst du davon? Plötzlich werden ihm die Augen zugehalten. In dem Moment ruft es aus Pascha heraus:
„Hey Sandy, jetzt weiß ich endlich, was man unter einem Blind Date versteht.“ Da drehte er sich um und erblickte einen Streifenpolizisten, der sich einen Spaß erlaubte. Nein, das war der Autor, der sich einen Spaß erlaubte. Sicher, es war natürlich Dandy. Quark, es war Sandy! Nein! Es ist Tanja. Sascha traut seinen Augen nicht. Würde ich nach so vielen Verarschungen auch nicht mehr.
„Tanja?! Was machst du denn hier?“
„Sandy hat mich angerufen und mir alles erzählt!“ Tanja, die blöde Kuh, hakt sich bei ihm ein.
„Jetzt komm erst mal mit. Ich weiß, wo du pennen kannst!“ muht sie.
Er wiehert: „Bist du eine Hellseherin? Ich such‘ tatsächlich ein Dach!“ Sascha kann es kaum fassen, als er wenig später das Gartenhäuschen von Tanjas Großmutter sieht.
„Na, wie findest Du’s? Hier kannst du erst mal bleiben.“ Jetzt gewährt also die andere dem Triebtäter Unterschlupf. Will Sandy ihrer „besten“ Freundin nur schaden und verkauft ihr den schönen Sascha als netten Typen?
„Ist ja echt abgefahren“ findet der Kerl diese Hütte. Kurz darauf schüttet er der geilen Tanja sein ach so beladenes Herz aus.
„Bitte glaube mir, ich wollte euch nicht verarschen. Ich wußte nur nicht, wie ich anders an mein Equipment rankommen soll. Ohne das kann ich den Inline-Contest vergessen.“ Heul, heul. Tröst.
„Schon okay! Sandy und ich ahben ein Herz für Freaks in Not.“ Während beide sich diese Worte in ihre Ohren flüstern, haben sie sich auf Strandliegen niedergelassen, die im Garten auf dem Rasen unter dem Himmelszelt aufgespannt liegen und sich ihren Teil denken. Sascha ist verzweifelt.
„Meine letzte Kohle hab ich in das Flugticket gesteckt. Ich muß den Contest gewinnen, sonst habe ich noch nicht mal genug Geld, um heimzukommen!“ Okay, wie wäre es mit Wochenendticket, das nächste Mal dann? 1998 war es sogar noch billiger, mein Junge! Und deine Mama? Was ist mit der? Das nenne ich sehr ausgesprochen freakig. Tanja fliegt auf diesen Scheiss herein und nimmt seine Hand, die vom Grinden und Airs-machen schon ganz zerschunden ist. Er wieder:
„Mit der Siegerprämie will ich Urlaub in Italien machen.“ Zufällig? Tanja darauf:
„Keine Panik, du gewinnst! Mit deinen Airs ist das doch kein Problem!“ Sascha ist ganz überrascht, als ihm Tanja auf einmal ein Küßchen gibt.
„Hey, wofür denn das?“
„Weil du einfach ein süßer kleiner Chaot bist!“ Hotzenplotzlich springt Tanja auf, denn ihre Oma kommt mit einer sechzehn Millimeter und zielt auf Sascha. Nein, doch nicht. Es war der Vater von Morgana. Aber was geht euch das an, zieht Leine, haut ab, ihr Blödmänner!
Weiter im Text. Tanja springt also auf und Sack zu Sascha:
„Los, hol dein Badezeug, wir gehen zum See. Sandy kommt auch!“ Sascha erwiedert:
„Ey, super Idee!“ Wie kann sie zu diesem Zeitpunkt wissen, dass der Chaot (Chaos-Tage in Marburg, vorsicht!) Badezeug dabei hat? Weiß sie, dass er nach Italien will und daher auch Baden auf dem Programm steht? Ach was, nicht Baden, Italien natürlich. Latürnich.

Zur gleichen Zeit beginnt der wahre Roland mit seiner ersten Nachhilfestunde. Sandy, die sich mittlerweile was angezogen hat, aber noch baren Fusses ist, meint konsterniert:
„Hör mal, ich habe echt null Bock auf dieses Zeug!“ Und das ist auch der Ursprung der Pisa-Studie. Lauter kleine Sandies. In jedem dritten Ei. Roland antwortet:
„Komm, du wirst schon sehen, wieviel Spass Mathematik machen kann!“ Roland ist nicht nur dick im Gesicht, sondern er hat auch ganz kurze Haare überall auf dem Kopf. Wie ein Schwein sieht er darin aus, in seinem Gesichte. Wie der Sohn vom Metzger. Er trägt immernoch seine Uhr, mit Digitalziffern statt Zeiger. Turnschuhe. Er stellt ihr die ersten Aufgaben und korrigiert sofort unmittelbar:
„Nein, die Winkelhalbierenden der Innenwinkel schneiden sich im Mittelpunkt des Inkreises.“ Dabei sieht er der Schülerin über die Schulter und ist dick, dick, dick. Sandy, die ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengezurrt hat, denkt bei sich:
„Mann, der geht mir mit seinem Scheiß echt auf den Wecker!!“ Ihre Gedanken schweifen immer mehr ab.
„Puh“, denkt sie, „Tanja hat’s gut! Sie amüsiert sich jetzt mit Sascha am See, und ich hänge hier mit diesem Einstein für Arme ab!“ Einstein war Jude. Walt Disney wollte keine Juden in seinem Betrieb haben, sagt die National Zeitung. Aber stimmt das? Roland jedenfalls merkt, dass Sandy völlig unkonzentriert ist.
„Hey Sandy, was ist los? Machst du schon schlapp?“
„Äh… Ehrlich gesagt, ja. Was hältst du davon, wenn wir zum Baden gehen. Dann kann ich dir gleich meine Freundin Tanja vorstellen.“ Sie grinst mit dem Grinsen und der Galanz eines Autoverkäufers. Große Augen. Und Roland? Wird er? Roland gibt sich geschlagen. Zusammen mit seinem Blatt voller Aufgaben verneigt er sich vor seiner angeschlagenen Patientin und spricht die Abdankung to the throne:
„Okay… ich will dich am ersten Tag nicht gleich überfordern.“ Das ist sehr klug von Roland, und überhaupt wird uns dieser Fleischberg noch öfters mit Klugheit und Weisheit beglücken.

Szenenwechsel, Ortswechsel. Sascha und Tanja sind bereits am See. Da läßt es sich bequem am Ufer sitzen. Vielleicht hat unser männlicher Überflieger ja schon ein weiteres Mal bewiesen, wie ultra mega sportlich er ist und hat Steine auf dem Wasser hüpfen lassen. Aber wir wissen es nicht, denn wir waren nicht dabei und diese Geschichte ist nicht in der allwissenden Erzähler-Stil-Weise geschrieben. Okay, ich könnte mich wie Roland breitschlagen lassen und es kurz mal wissen. Breit schlagen ließ sich übrigens auch Edmund Stoiber – und zwar zur Kanzlerkandidatur für die CDU/CSU, ein aussichtsloses Unterfangen, aber wenn er eben unbedingt will?
Zurück zu Saschinski und Tanjoschka. Sie merken nicht, dass Sandy und Roland nach einer Weile dort ankommen. Sacha zu Tanja:
„Hat Sandy gesagt, ob sie diesen Wackelpudding mitbringt?“
„Nein, bleib also erstmal in Deckung, bis ich die Lage gepeilt habe.“ Langsam, Freunde. Wackelpudding finde ich echt rassistisch. Zweitens: Was ist so schlimm daran, wenn der Wackelpudding mitkommt? Das ist doch nicht ansteckend, wenn einer fett ist oder gut in Mathe ist, mann! Da kann doch DER nichts dafür! Also ich setze mich voll für den Roland ein, ihr auch? Macht mit, organisiert euch! Werdet Mitglieder und werbt selber wiederum Mitglieder. Aber anstatt hier illusorisch zu werden, lieber das was (Christ-Stollen!!!) passiert: Als Tanja Sandys Stimme hört und Roland bei ihr entdeckt, schiebt sie Sascha ins Gebüsch. Dieser faucht:
„Ey, was geht ab?“ Tanja erklärend:
„Lass dich bloß nicht blicken, sonst kommen wir in Teufels Küche.“ Vielleicht könnte nämlich der Lehrer dem Sandravater erzählen, dass sich der Hippie immernoch inder (statt Kinder!) Nähe seiner Tochter aufhält! Schlimm! Es kann verheimlicht werden: Roland hat Sascha nicht bemerkt! Yippie! Die Schnulze kann weitergehen! Der Wackelpudding entledigt sich langsam seiner hawaiianischen Tracht und, als er so da hockt, in der Wiese, irgendwie auch gar nicht beschämt ob seiner weissen Körperfülle, sagt er:
„Himmlische Ruhe… Sandy, kann ich meine Sachen in deine Tasche packen?“ Tanja, auch schon im Bikini, bafft ihn an:
„In ihrer Tasche ist aber kein Platz für ein Einmannzelt.“ sagt sie und zeigt lässig auf die Tasche. Sandy, die in der Wiese sitzt, und sich gerade den Rock herunterlässt, übrig bleibt ein roter Bikini, sagt zu Roland, dem Dicken:
„Gib her, das geht schon noch rein – aber dafür mußt du uns die Luftmatratze aufblasen.“ Frech, frech, die Gören. Aber es kommt noch besser. Während Roland, das Keyboard, mit de Luftmatratze beschäftigt ist, tuscheln die Mädchen miteinander.
Tanja zu ihrer Freundin: „Sascha wartet im Gebüsch, aber vorher müssen wir Rollo noch entsorgen.“ Sandy ganz knitze zu der Tanja:
„Ich hab‘ auch schon eine Idee!“ Als Roland kurz darauf die Luftmatratze aufgebladen hat, sind die Mädchen bereit, ihren Plan durchzuführen.
„Fertig!“ schallt es von hinten aus dem Buddha heraus, froh wie ein Kind, das Pippi oder A-a gemacht hat und es stolz der Mami präsentiert. Die beiden Teenie-Muttis honorieren das Erstlingswerk auch mit einem „Rollo, du bist ein echt starker Typ!“ (Tanja) und „Wir haben uns auch eine Überraschung für dich ausgedacht.“ (Sandra) Was Aufblasen – das können unsere Mädels nicht, aber ausziehen, das können sie. Und diesen Vorschlag wollen sie dem armen Roland unterbreiten. Und dieser kann sich ja bekanntlich aufgrund weiblicher Nicht-Beachtung beklagen. Beim Allerhöchsten. Oder bei dem, der ihm die Fett-Gene vermacht hat. Oder ihn abgefüllt mit Ballackstoffen und Kohlenhydranten. Sandy zieht Roland zum Wasser:
„Runter mit dem Zeug! Jetzt ist Nacktbaden angesagt.“
„Du genierst dich doch nicht, oder?!“ fügt Tanja hinzu, die sich das Grinsen nicht hinter dem Ba-Ba-Berg halten kann.
„Äh… ich weiss nicht…“ stammelt unser Roland, und, mal Hand auf’s Herz, hätten wir nicht auch gezögert – egal wie geil die Damen auch immer gewesen wären? Roland steht da, in der kleinen Bucht, in seiner blau-gelben Wassershort, und Schwimmringen um seine Hüfte, natürlichen Schwimmringen, vesteht sich. Dann läßt er sich doch breitschlagen, wie Edmund Stoiber, aber das hatten wir ja schon. Er bittet die Nixen:
„Könnet ihr euch nicht umdrehen?“